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A flame burns waste gas in a refinery and petrochemical complex in Al Ruwais, United Arab Emirates, May 14, 2018. © 2018 Christophe Viseux/Bloomberg via Getty Images
  • Die fossile Brennstoffindustrie in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ist einer der Haupttreiber der Luftverschmutzung, doch hält das die Regierung in Dubai nicht davon ab, sich auf der UN-Klimakonferenz COP28 als globaler Vorreiter in Sachen Klimaschutz zu positionieren.
  • Die alarmierend hohe Luftverschmutzung in den VAE birgt immense Gesundheitsrisiken für Bürger*innen und Einwohner*innen und trägt zur globalen Klimakrise bei.
  • Die Regierung sollte die Ursachen der Luftverschmutzung bekämpfen, etwa durch die drastische Reduzierung von freigesetzten Schadstoffen und die Planung eines vollständigen Ausstiegs aus fossilen Brennstoffen.

(Dubai, 4. Dezember 2023) – Die fossile Brennstoffindustrie in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) trägt mit ihren giftigen Schadstoffen zur Luftverschmutzung bei – mit verheerenden Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Dennoch versucht die Regierung des Landes, sich auf der UN-Klimakonferenz COP28 ein Image als globaler Vorreiter in Sachen Klima- und Gesundheitsschutz zu geben, so Human Rights Watch in einem heute veröffentlichten Bericht.

Der 24-seitige Bericht, „‚You Can Smell Petrol in the Air': UAE Fossil Fuels Feed Toxic Pollution“ dokumentiert die alarmierend hohe Luftverschmutzung in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die ein großes Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung darstellt und die globale Klimakrise anheizt. Die VAE sind einer der größten Ölproduzenten der Welt und Standort von sieben der weltweit größten Projekte zur Förderung fossiler Brennstoffe, die auch „Kohlenstoffbomben“ (carbon bombs) genannt werden. Zwischen Luftverschmutzung und Klimawandel besteht ein direkter Zusammenhang, da die Verbrennung fossiler Brennstoffe zur Luftverschmutzung beiträgt und den Klimawandel vorantreibt.

„Fossile Brennstoffe verschmutzen die Luft, die die Menschen in den Vereinigten Arabischen Emiraten einatmen“, erklärte Richard Pearshouse, Umweltdirektor bei Human Rights Watch. „Die Ausmerzung der Zivilgesellschaft durch die Regierung der VAE hat allerdings dazu geführt, dass niemand mehr öffentlich Bedenken äußern, geschweige denn die Regierung für ihr Versagen an den Pranger stellen kann, dieses Leid zu verhindern.“

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist zum Schluss gekommen, dass die Luftverschmutzung die „größte Umweltbedrohung für die menschliche Gesundheit“ weltweit darstellt. Besonders gefährdet sind Menschen mit bestimmten Gesundheitsproblemen wie Asthma, Schwangere, Kinder und ältere Menschen sowie Menschen mit Behinderungen. Gleichzeitig sind Arbeitsmigrant*innen, insbesondere solche, die im Freien arbeiten, Menschen, die in Armut leben, und andere sozial und wirtschaftlich ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen mit größerer Wahrscheinlichkeit der giftigen Luft ausgesetzt.

Human Rights Watch hat staatliche Daten zur Luftverschmutzung von 2018 bis 2023, Satellitendaten und Regierungsberichte geprüft und analysiert. Neben der Befragung von 12 Arbeitsmigrant*innen, unter anderem aus dem Niedriglohnsektor, die im Freien arbeiten, sprach Human Rights Watch auch mit Emiratis, die im Exil leben, mit Wissenschaftler*innen und internationalen und nationalen Umweltschutzorganisationen und hat relevante staatliche Bestimmungen sowie Medienberichte überprüft.

Eine von Human Rights Watch durchgeführte Analyse der Luftqualität auf Grundlage von Daten, die an 30 staatlichen Bodenmessstationen im September 2023 erfasst wurden, ergab, dass die Feinstaubbelastung (sehr kleine Partikel mit einer Größe von 2,5 Mikrometern oder weniger, die tief in die Lunge eindringen und leicht in den Blutkreislauf gelangen können) im Durchschnitt fast dreimal so hoch war wie der von der WHO empfohlene Tageshöchstwert von 15 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Nach den neuesten Daten der Weltbank ist die durchschnittliche jährliche Feinstaubbelastung in den VAE mehr als achtmal höher als die von der WHO als gesundheitlich unbedenklich eingestuften Werte. Schätzungen der WHO zufolge sterben in den VAE jährlich etwa 1.872 Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung.

Die Regierung der VAE räumt zwar ein, dass die Luftqualität im Land schlecht ist, führt dies aber hauptsächlich auf natürliche Staubquellen wie Sandstürme zurück. Wissenschaftliche Studien haben jedoch gezeigt, dass die Luftverschmutzung nicht nur – und in manchen Fällen nicht einmal hauptsächlich – auf natürliche Ursachen zurückzuführen ist. So zeigt eine Studie aus dem Jahr 2022, dass neben Staub auch Emissionen, u. a. aus fossilen Brennstoffen, erheblich zur schlechten Luftqualität in den VAE beitragen.

Wer in den VAE wagt, über die Risiken des Ausbaus fossiler Brennstoffe und deren Zusammenhang mit der Luftverschmutzung zu berichten oder sich dazu zu äußern, muss damit rechnen, unrechtmäßig überwacht, festgenommen, inhaftiert und misshandelt zu werden. In den letzten zehn Jahren haben die Behörden der VAE die Menschenrechte und Grundfreiheiten immer weiter eingeschränkt. Sie haben Menschenrechtsaktivist*innen ins Visier genommen, repressive Gesetze erlassen und das Strafrechtssystem als Weg genutzt, die Menschenrechtsbewegung auszuschalten. Ein Klimaaktivist sagte: „Niemand wird die Regierung jemals öffentlich zur Rechenschaft ziehen. Wir haben nicht das Privileg, unsere Stimme gegen die Regierung zu erheben.“

Arbeitsmigrant*innen berichteten, dass die Luft, die sie einatmen, förmlich ihre Lungen verbrenne, dass sie bei der Arbeit außer Atem seien, ihre Haut jucke und sie andere gesundheitliche Probleme hätten, die ihrer Meinung nach mit dem Gift in der Luft zusammenhängen könnten. Wie sie erklärten, hätte sie niemand über die Risiken der Luftverschmutzung, ihre Quellen, die am stärksten betroffenen Personen und Schutzmöglichkeiten aufgeklärt. Ein Arbeiter, der seit drei Jahren in Dubai lebt, sagte: „Manchmal wird die Umgebung dunkel und trüb. Meine Freunde und ich fragen uns warum … Das Gespräch endet dort. In solchen Zeiten werden auch Freunde krank.“

Die Regierung der VAE hat der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen 2023 einen überarbeiteten national festgelegten Beitrag (Nationally Determined Contribution – NDC) vorgelegt, einen nationalen Klimaschutzplan, wie er im Pariser Klimaschutzabkommen gefordert wird. Dieser Plan enthält zwar einige ehrgeizige Verpflichtungen, lässt aber auch die Absicht der Regierung erkennen, die Produktion fossiler Brennstoffe zu steigern. Dieses Ziel ist unvereinbar mit der Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius, die nötig ist, um die schlimmsten Auswirkungen der globalen Klimakrise zu verhindern.

Die geplante Ausweitung fossiler Projekte untergräbt zudem das Ziel der Regierung der VAE, der gravierenden Luftverschmutzung entgegenzuwirken, so Human Rights Watch. Die Regierung räumt zwar ein, dass die Luftverschmutzung ein Problem darstellt, doch sind ihre derzeitigen Luftqualitätsstandards viel schwächer als die von der WHO empfohlenen. Die Regierung versäumt es, die hohe Luftverschmutzung angemessen zu überwachen und zu bekämpfen und die am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen zu schützen.

Die Regierung der VAE sollte die Ursachen der Luftverschmutzung angehen, indem sie die Freisetzung von Stoffen, die für die menschliche Gesundheit schädlich sind, drastisch reduziert, unter anderem durch die Entwicklung von Plänen für einen vollständigen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, so Human Rights Watch. Sie sollte konkrete Schritte unternehmen, um die Luftqualität besser zu überwachen, indem sie Informationen veröffentlicht, die für alle leicht zugänglich und verständlich sind, indem sie strenge Luftqualitätsstandards einführt, die sich an den Empfehlungen der WHO orientieren, und indem sie die Risiken für die menschliche Gesundheit, auch für gefährdete Gruppen, bewertet, klar kommuniziert und minimiert.

„Die Luftverunreinigung ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten ein schmutziges Geheimnis“, sagte Pearshouse. „Wenn die Regierung der Zivilgesellschaft nicht ermöglicht, den Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und fossiler Industrie zu untersuchen und frei darüber zu sprechen, werden die Menschen weiterhin an gesundheitlichen Problemen leiden, die eigentlich völlig vermeidbar sind.“

Der Bericht „‚You Can Smell Petrol in the Air‘: UAE Fossil Fuels Feed Toxic Pollution“ ist verfügbar unter:
https://www.hrw.org/node/386603

Weitere Berichte von Human Rights Watch zu Umwelt und Menschenrechten finden Sie unter:
https://www.hrw.org/topic/environment

Weitere Berichte von Human Rights Watch zu den Vereinigten Arabischen Emiraten finden Sie unter:
https://www.hrw.org/middle-east/north-africa/united-arab-emirates

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