Letzte Woche haben die Taliban in Afghanistan abscheuliche neue Gesetze über „Laster und Tugend“ veröffentlicht, nach denen Frauen ihre Körper, einschließlich ihrer Gesichter, in der Öffentlichkeit jederzeit vollständig verhüllen müssen.
Beim Erlass des Gesetzes behaupteten die Taliban, dass Frauenstimmen zu Lastern führen könnten, und bezeichneten ihre Stimmen als Aurat (ein Begriff in der Scharia, dem islamischen Recht, der den Intimbereich eines Mannes oder einer Frau bezeichnet, der bedeckt werden muss).
Ihre Stimmen und Körper zu Objekten und Quellen von Sünden zu machen, ist ein ungeheuerlicher Akt der Sexualisierung und Objektifizierung von Frauen. Diese Gesetze greifen das Persönlichkeitsrecht und die Autonomie der Frauen an und tragen zu ihrer weiteren Auslöschung aus der Gesellschaft bei. Die Taliban haben außerdem verkündet, dass man Frauen in der Öffentlichkeit nicht sprechen, singen oder vorlesen hören darf.
Als die Taliban vor drei Jahren in Afghanistan wieder an die Macht kamen, waren einige optimistisch, dass die „Version 2.0“ anders und offener für Frauen- und Menschenrechte sein würde, als ob ihre erste Herrschaft von 1996 bis 2001 nicht schon von Unterdrückung und Elend für die Menschen in Afghanistan, insbesondere für Frauen und Mädchen, geprägt gewesen wäre. Für einen Großteil der internationalen Gemeinschaft schien es, als sei die Vergangenheit der Taliban, die von unerbittlicher Unterdrückung, Auspeitschungen, Steinigungen und öffentlichen Hinrichtungen geprägt war, leicht zu vergessen. Zahlreiche Diplomat*innen schienen die vielen zivilen Todesopfer vergessen zu haben, die durch Angriffe der Taliban während der vergangenen Republik zu beklagen waren.
Seit 2021 haben die Taliban die Autonomie der Frauen immer wieder angegriffen und unterdrücken sie von allen Seiten. Sie haben Mädchen und Frauen den Zugang zu Schulbildung über die sechste Klasse hinaus, zu zahlreichen Berufen und zum öffentlichen Leben verwehrt. Sie haben Frauen und Mädchen zu Nicht-Menschen degradiert und schränken sie in ihrer Freizügigkeit stark ein, indem sie ihnen jegliche Handlungsfähigkeit und Autonomie absprechen.
Nach der Bekanntgabe der neuen Gesetze haben sich viele Afghaninnen dem Verbot tapfer widersetzt. Einige Frauen in Afghanistan posteten Videos, die sie beim Singen zeigen. Andere versammelten sich in Parks im Ausland und sangen über Freiheit und den Widerstand der Frauen und riefen, dass niemand und nichts die Frauen in Afghanistan zum Schweigen bringen kann.